Michael Jackson und Napoleon
Es war einer der seltenen sonnigen Frühlingstage in Paris. Manoocher befand sich immer noch im Militärkrankenhaus Les Invalides in Paris, nachdem er in Ramallah von einem israelischen Scharfschützen angeschossen worden war. Zusammen mit ein paar anderen Kriegsinvaliden, alle im Rollstuhl, kam er ins Freie, um vor dem Invalidendom, wo Napoleon Bonaparte begraben liegt, die Sonne zu genießen. Für sie war es eine Gelegenheit, die Touristen zu beobachten, mal rauszukommen, eine Ablenkung. Wie immer hatte Manoocher seine Kamera dabei. Während er da saß und plauderte, konnte er von weitem eine seltsame Szene sehen: ein ganz in Rot gekleideter Mann mit einer chirurgischen Maske (kein üblicher Anblick zu jener Zeit), der zwei maskierte Kinder an den Händen hielt. Wie auch immer, Manoocher nahm seine Kamera, richtete sie auf den Mann und schaffte es, ein einziges Bild zu schießen, keine klare Aufnahme, aus der Ferne, bevor sich mehrere Männer in dunklen Anzügen auf ihn stürzten, ihn zurückhielten und ihn daran hinderten, weitere Fotos zu machen. Seine Begleiter, allesamt Kriegsveteranen, einer von ihnen ein ehemaliger französischer Geheimdienstler, der im Einsatz verwundet wurde, alle in Rollstühlen, kamen ihm zu Hilfe und begannen, die Männer, die ihn festhielten, wegzuschieben. Aber diese Bodyguards, denn das waren die Typen in den Anzügen offenbar, scherten sich einen Dreck um die Rollstühle und hielten sie alle mit Körpereinsatz in Schach. In der Zwischenzeit hatte Manoocher endlich begriffen, was los war und dass es sich bei dem maskierten Mann um Michael Jackson handelte, der mit seinen Kindern das Grab von Napoleon besuchte. Dessen Leibwächter hielten die Versehrten fest und behielten Manoochers Kamera, bis der Sänger vorüber war. Dann gingen sie. Erst im Nachhinein wurde den Veteranen klar, dass sie die Gelegenheit verpasst hatten, einen Tumult auszulösen und Michael Jackson dafür zu verklagen, dass seine Bodyguards hospitalisierte Invaliden in Rollstühlen angriffen …

Der Milchmann
Nach der Islamischen Revolution im Iran hatte das Informationsministerium seinen Namen in Ministerium für Islamische Führung geändert. Es war für die Ausstellung von Presseausweisen für Journalisten zuständig. In diesem Ministerium gab es ein Büro namens Abteilung für ausländische Medien, das Journalisten, die für internationale Presseagenturen arbeiteten, Ausweise ausstellte. Am Anfang war das kein Thema, sie gaben den Journalisten ihre Genehmigungen, ohne Probleme zu bereiten. Aber langsam, als die Fanatiker die Macht übernahmen, wurden die Dinge kompliziert. Die Abteilungsleiter wechselten und wurden durch Hardliner ersetzt. Ein Mann namens Ismaelzadeh, der wie Manoocher aus Aserbaidschan stammte und der kaum Farsi sprach, wurde der Verantwortliche für die internationalen Pressekorrespondenten. Ismaelzadeh hatte immer eine Pistole auf seinem Schreibtisch liegen, wenn Manoocher ihn aufsuchte, um seinen Presseausweis zu erneuern. Ismaelzadeh zeigte dann stets auf seine Pistole und sagte: „So behandeln wir unsere Feinde”.
Eines Tages rief er Manoocher in sein Büro. Die Pistole auf dem Tisch, sagt er ungeniert: „Hör mal, du verdienst Dollars, und ich brauche Geld, um mein Haus zu renovieren. Du musst mir Geld geben.”
„Nein”, antwortete Manoocher, „Du hast dein Gehalt und ich habe meins, warum sollte ich dir meins geben?”
Ismaelzadeh schnappt sich seinen Presseausweis: „Das war’s. Du darfst nicht mehr arbeiten!”
„Im Ernst? Das kannst du nicht tun!”
Woraufhin Ismaelzadeh ausrief: „Das ist nicht der wahre Grund! Du erinnerst dich nicht an mich? Ich stamme aus Täbris, genau wie du. Erinnerst du dich an den Jungen, der jeden Morgen Milch in deine Nachbarschaft brachte? Ich habe auch deiner Familie Milch gebracht.”
Manoocher erwiderte: „Nein, ich erinnere mich nicht, ich war noch klein, als wir in Täbris lebten. Aber du bist doch bestimmt für deine Arbeit bezahlt worden, oder?”
„Ich bin jeden Morgen gekommen, auch an kalten Tagen, und ich habe es gehasst. Jetzt habe ich Macht und es ist Zeit für Rache!”
(Diese Art der Rache am iranischen Volk durch das Mullah-Regime dauert bis heute an.)

Der doppelte Arafat
1994, nach seiner Rückkehr nach Palästina, hielt Jassir Arafat eine Rede in einer Moschee in Gaza. Manoocher ging mit einigen anderen Fotografen dorthin und fotografierte Arafat während seiner Rede. Arafat beendete seine Rede, verließ die Moschee, stieg in sein Auto und fuhr weg, alles dokumentiert von der Presse. Als die Veranstaltung beendet war, kehrte Manoocher zu seinem eigenen Auto zurück, das er hinter der Moschee geparkt hatte. Plötzlich sah er, wie ein gepanzerter Wagen anrollte, am Hintereingang parkte, und schon wieder kam Arafat aus der Moschee heraus und ging zum Auto! Es musste ein Doppelgänger sein. Aber welcher von ihnen war der echte Arafat?

